Das Waldstraßenviertel (nicht nur) für Schüler

Von Petra Cain

Wie berichtet, haben sich Lehramtsstudierende der Uni Leipzig im vergangenen Semester die Aufgabe gesetzt, Unterrichtseinheiten zu unserem Viertel für das Fach Geschichte zu erarbeiten. Anfang Februar erhielt ich beim Besuch eines Seminars für Geschichtsdidaktik, unter der Leitung von Anja Neubert, einen Einblick in die bisher entstandenen Konzepte.

Gemeinsame Aufgabe der drei Projektteams war es, didaktisch durchdachte Lehrmaterialien für den Geschichtsunterricht der 5. Klasse zur Verfügung zu stellen. Die Schüler und Schülerinnen sollen an Geschichte herangeführt werden, wobei es weniger um bloße Zahlen und Fakten als um eine Erstbegegnung mit Geschichte im unmittelbaren Lebensumfeld geht: Wie sah mein Viertel in früheren Zeiten aus? Welche Medien und Quellen gibt es, um mehr über die Geschichte zu lernen? Welche Fragen kann man an visuelle oder Textquellen stellen? Kann es Probleme mit ihrer Glaubwürdigkeit geben und wie kann man das feststellen? Gleichen sich die Ziele der Unterrichtskonzepte, sind doch drei unterschiedliche Ideen umgesetzt worden:

„Sport(geschichte) frei!“
Andreas Naumann, Stefan Sonntag und Lars Wochatz haben unter diesem Titel ein Konzept entwickelt, das mit den neuesten technischen Möglichkeiten arbeitet. Das Themenfeld Sport im und um das Viertel wird an fünf Stationen und mit Hilfe einer App auf einem Rundgang erarbeitet. Voraussetzung sind Smartphones in jeder Schülerhand. Stationen sind u. a. das Sportforum, das Schwimmstadion und die Festwiese als Schauplatz des Deutschen Turnfestes. In der App finden die Schüler und Schülerinnen mit Hilfe von „Quelli“, einer Cartoon-Figur, Zugang zu Videos, Audios und Texten, die ihnen die Quellen vorstellen.

„Meet and Greet“ im Waldstraßenviertel
Theresa Bettecken, Saskia Rhiza und Teuta Schmid haben sich für einen biographischen Zugang zur Geschichte des Waldstraßenviertels entschieden. Diese Unterrichtseinheit findet im Klassenzimmer statt, an fünf Stationen sollen die Kinder selbständig mit Quellen umgehen. Übergreifend bietet die Station „Waldstraßenviertel“ einen Hintergrund zum Umfeld der vier ausgewählten Persönlichkeiten Louise Ariowitsch, Bertha Wehnert-Beckmann, Auguste Schmidt und Joachim Ringelnatz, die durch ihr Lebenswerk in ganz unterschiedliche Aspekte der Zeitgeschichte einführen. Alte Fotografien, Texte und Audiodateien werden als Arbeitsgrundlage zur Verfügung gestellt.

Die (un)sichtbare Geschichte des Waldstraßenviertels
Im Mittelpunkt dieser Unterrichtseinheit stehen Orte. Joachim Burkhardt, Chantal Knoop und Iurie Albertie haben mit den beiden Funkenburgen, der Pfaffendorfer Straße mit Zoo/Kongresshalle und dem Mückenschlösschen Schauplätze ausgewählt, die verschiedene Seiten des Lebens damals und heute verkörpern. Historische Postkarten, Audiodateien und Textquellen bilden die Grundlage für die vier Stationen im Klassenzimmer, wobei der Umgang mit Textquellen durch die Gegenüberstellung der Sage von der Funkenburg mit den gesicherten Fakten den Blick für die Glaubwürdigkeit von Texten schärfen soll.

Wieder gemeinsam ist allen Projekten, dass die Lernleistung überprüfbar ist. Dafür sind jeweils Arbeitsblätter vorgesehen. Mit der Lösung kleiner Aufgaben und der Beantwortung von Fragen können die Schüler zeigen, was sie gelernt haben und – ebenso wichtig – die Lehrkräfte können sehen, ob die Verwendung der Materialien zum gewünschten Lernerfolg geführt hat.

Die Ergebnisse der Projektarbeit können sich jetzt schon sehen lassen und sind nicht nur für Schüler attraktiv und lohnend. Ende März werden die Einheiten bis ins letzte Detail ausgearbeitet sein und nach einer finalen Prüfung im Internet veröffentlicht, wo sie allen Interessierten frei zugänglich sind. Auf der Seite: https://oer.uni-leipzig.de bietet die Geschichtsdidaktik der Uni Leipzig Lehrern vielfältige Ideen zur Vermittlung von Lokalgeschichte. Ab Frühjahr werden dort auch Materialien zu unserem Viertel zu finden sein.

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