Unglaublich: die innere Jahnallee soll 4-spurig werden! Bürgerverein und Gewerbetreibende klar dagegen

Unglaublich: die innere Jahnallee soll 4-spurig werden! So hat es jedenfalls die Straßenverkehrsbehörde entschieden.
Gestern wurden wir per Mail über folgende Maßnahmen informiert, die bereits bis zum 8. März abgeschlossen sein sollen. Zitat:

  • Verlagerung des Kurzzeitparkens in die Seitenstraßen der Jahnallee (derzeit ausreichende, jederzeit erweiterbare Kapazität, da fremde Dauerparker künftig ohnehin mittels des Bewohnerparkens verdrängt werden)
  • Ausweisung von 3 Andienungsbereichen, in denen mo – frei von 9:00 bis 14:00 Uhr (ursprünglich 13:00 Uhr vorgesehen) angedient/geliefert werden kann. Diese befinden sich dort, wo das Liefern nicht in Tordurchfahrten, auf die Grundstücke oder in die Seitenstraßen verlagert werden kann bzw. größere, schwere Liefermengen bewältigt werden müssen, z.B. Getränke bei Gastronomiebetrieben.
  • Ausweisung von Tempo 30 als Maßnahme des Lärmaktionsplanes
  • Anpassung der Lichtsignalanlagen, vor allem im Hinblick auf die neuen Koordinierungsbedingungen bei 30 km/h

Die „eindeutige Unfalllage“ verpflichte die Behörde zum Handeln. Der Bürgerverein Waldstraßenviertel e.V. und die Gewerbetreibenden auf der Jahnallee unterstützen die erhoffte Reduzierung des Verkehrs und die Absenkung der Durchfahrtsgeschwindigkeit auf Tempo 30 im Sinne der Verkehrssicherheit ausdrücklich.

Die faktische Umwandlung der inneren Jahnallee in eine 4-spurige Straße lehnen wir allerdings vehement ab. Das wird die Sicherheit auf dieser Magistrale nicht erhöhen – im Gegenteil. Wir sind enttäuscht, dass unsere Argumente trotz vieler Gespräche nicht gehört wurden.

Deswegen haben wir heute folgende gemeinsame Presseerklärung veröffentlicht:

Bürgerverein Waldstraßenviertel und Gewerbetreibende lehnen 4-spurige Jahnallee ab

Durch die von der Stadtverwaltung angekündigte Entfernung der Kurzzeitparkplätze, wird die innere Jahnallee ab dem 8. März zu einer 4-spurigen Magistrale. Die Händler auf der Jahnallee und der Bürgerverein Waldstraßenviertel e.V. lehnen diese Maßnahme der Straßenverkehrsbehörde strikt ab.

Robert Maihöfner von der „Löwen-Tanke“ vertritt 60 Gewerbetreibende, die unmittelbar betroffen sind: „Diese Entscheidung bedroht unsere Existenzgrundlage, denn wir sind auf die Kunden angewiesen, die diese Parkplätze nutzen. Jetzt stehen Arbeitsplätze auf dem Spiel.“

Die Händler hatten bereits im November eine Petition an Oberbürgermeister Jung (SPD) übergeben, um die Entfernung der Kurzzeitparklätze zu verhindern.

Auch der Bürgerverein Waldstraßenviertel e.V. fordert eine Rücknahme der Maßnahme. Statt mehr Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen, wird jetzt genau das Gegenteil bewirkt, befürchtet der  Vereinsvorsitzende Jörg Wildermuth: „Wir werden Wettrennen und Überholmanöver des Autoverkehrs mit den Straßenbahnen erleben. Für unsere Schulkinder und die Besucher der Freisitze wird das zum Risiko.“

Die Einrichtung einer Tempo 30 Strecke begrüßen dagegen sowohl die Händler als auch der Bürgerverein. Robert Maihöfner: „Tempo 30 wird schon vieles verbessern. Man sollte Schritt für Schritt vorgehen und sehen wie sich der Durchgangsverkehr entwickelt und nicht gleich die ganz große Keule rausholen.“

Jörg Wildermuth fordert eine grundlegende Neugestaltung der Jahnallee: „Wir benötigen jetzt ganz schnell ein Konzept wie die innere Jahnallee insgesamt attraktiver gemacht werden kann. Mit weniger Verkehr und mehr Lebensqualität.“

Author: Jörg Wildermuth

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13 Kommentare

  1. Sehr verehrte Diskutanten, nach Schwerverletzten und Toten ist wohl klar, dass die jetzige Verkehrssituation so nicht bleiben kann.
    Unübersichtliche Verkehrssituationen mit einem mehr an Fahrspuren zu verbessern hat man in den 70er und 80er Jahren versucht, erfolglos.
    Es kann auch nicht sein, dass seitens der Stadt zugesagte Verbesserungen aus meiner Sicht hektisch und unüberlegt über Bord geworfen werden.
    Es wird Zeit, dass Anwohner und Stadt gemeinsam eine konstruktive und umfassende Verkehrslösung für das Waldstrassenviertel angehen.
    Neben der Jahnallee begleitet uns eine jahrelange Diskussion über den Parkraum in den Nebenstrassen bei Großveranstaltungen, der jetzt zusätzlich für die Kunden der Anrainer geöffnet wird. Hier werden Parkplätze verteilt, die bereits zweimal vergeben sind, nämlich an Anwohner und Fußballfans.
    Und da man Autos zumindest im öffentlichen Raum nicht stapeln kann, liegt es wohl auf der Hand Ideen zu entwickeln, die den Autoverkehr NICHT mehr priorisieren und vorziehen, sondern zurückdrängen und einschränken.
    Ich freue mich auf Diskussionen ohne POLEMIK.

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    • Herr Möllering, ohne Polemik also? Dann fangen Sie damit an. Den Autoverkehr zu verdrängen, ist pure Polemik. Sie machen keinerlei realen Vorschlag. Der Autoverkehr ist nun Mal Realität, ebenso wie die Straßenbahn. Sicherlich wäre es für alle Beteiligten eine Lösung, aus der Jahnallee eine Fußgängerzone zu machen, ohne darüber nachzudenken, was aus dem Auto-und Wirtschaftsverkehr wird, vom ÖPNV ganz zu schweigen. Aber so sollte die Diskussion eben gerade nicht geführt werden. Deshalb erwartet man realistische Vorschläge, Herr Möllering, und sicherlich keine, die unrealistisch sind, wie Ihrer. Mit Verlaub.

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    • Hallo Herr Fischer, Autoverkehr zu verdrängen halte ich nicht für Polemik.
      Den Autoverkehr verdrängen möchte die Stadt in dem sie die parkenden Autos in die Seitenstrassen verlagert. Da parken aber schon Anwohner, Büroangestellte, RB-Fans und Arena-Besucher. Manchmal auch alle gleichzeitig. Ich sehe hier keine zusätzliche Parkmöglichkeit.
      Den Fahrradverkehr möchte die Stadt auch gern verdrängen. In die Gustav-Adolf-Strasse nämlich, aber da parken ja die Autos der Anwohner, Büroangestellten, …….
      Aus diesem Grund halte ich es für wichtig, die Zukunkft eben nicht im Autoverkehr zu sehen. Ihnen fehlt ein konkreter Vorschlag von mir. Ich schlage vor, die Jahnallee zweispurig verkehrsberuhigt zu gestalten. Mit Parkmöglichkeiten und einem Radweg und der Straßenbahn, analog zur Eisenbahnstrasse. Denn weniger Platz auf der Strasse schafft automatisch weniger Autos und mehr Fußgänger, Straßenbahnfahrer und Fahrradfahrer. Und wenn Leipzig auf 600.000 Einwohner wachsen soll, dann kommen ja noch viel mehr Autos in die Stadt, die jetzt schon keinen Platz mehr hat. Sie schlagen einen Tunnel vor. Damit vergraben wir nach meinem Empfinden nur die Autos und das Problem, denn irgendwo müssen die Autos ja wieder aus dem Tunnel raus und z.B. parken.

      Ich finde es gut hier über alternative Möglichkeiten zu diskutieren, auch wenn wir nicht einer Meinung sind. Und dies zielgerichtet zu führen, halte ich für einen guten Weg.

      Wo es glaube ich keinen Dissenz gibt ist, dass die Stadt nicht einfach beschlossene Pläne über Bord werfen kann ohne belastbare Alternativen vorzulegen. Und alles das ohne Beteiligung der Betroffenen. Ich habe den Eindruck, dass der aktuelle Aktivismus zeitlich verdächtig nahe am letzeten schweren Unfall liegt. Überhastete Aktionen waren nach meiner Erfahrung noch nie gut, vor allem nicht, wenn man vorher jahrelang Zeit verstreichen lässt.
      Ich erwarte von der Stadt einen konkreten, nachvollziehbaren Plan mit festen Umsetzungsschritten und Zeiten. Was meinen Sie? Mischen wir uns ein und hören auf die schlechte Planung der Stadt zu akzeptieren. Wir sind schon mittendrin. Herzliche Grüße Christoph Möllering

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      • Herr Möllering, ich bin, man höre und staune, diesmal ganz Ihrer Meinung, die im wesentlichen anders klingt als Ihr Eingangskommentar. Der Unterschied der Eisenbahnstraße zur Jahnallee ist allerdings sehr groß. Denn die Eisenbahnstraße verfügt über eine Alternativstrecke und ist vom Querschnitt her größer oder breiter. Über beides verfügt die Jahnallee nicht. Leider. Und das ist genau das Problem. Die Stadt hat es versäumt, dem Verkehr in der Jahnallee eine Alternative zu bauen. Aber dafür ist auch von Verkehrsplanern gar nicht nachgedacht worden. Herr Jung hat Mal von einem Tunnel gesprochen, würde aber sofort von den Grünen und Frau Dubrau nieder geknüppelt. Aber es ist und bleibt die einzige Alternative, nach meiner unwesentlichen Meinung denn oberirdisch ist kein Platz, weder für Autos, noch für den ÖPNV. Ein gutes Beispiel für den Tunnelbau ist Düsseldorf. Dort wurde nicht nur der Autoverkehr in den Tunnel verbannt sondern auch die Straßenbahn. Dadurch entstand sehr viel Platz für Fahrradfahrer und Fußgänger. Und es ist absolut ruhig. Sehr ruhig geworden. Diese Ruhe wünsche ich der Jahnallee. Aber dazu müsste der politische Wille da sein und die Stadt muß ordentlich Geld in die Hand nehmen. Beides fehlt. Und da das so ist, versucht man mit Aktionismus eine Lösung herbei zu planen, die alles nur noch schlimmer macht. Aber das ist typisch Leipzig. Leider.

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  2. Ein Tunnel ist meiner Meinung nach die einzige Alternative. Man kann sich ein Beispiel an München nehmen. Und bitte nicht an den Kosten scheitern lassen. Die sollten nicht gegen Menschenleben aufgewogen werden.

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  3. Herr Wildermuth,
    ich glaube, Sie überdramatisieren, denn diese Situationen, die Sie schildern, haben wir heute schon. Ich fahre am Tag und in der Woche mehrmals die Jahnallee von vorn bis hinten und bin in der Geschwindigkeit nie über die 30 km/h hinaus gekommen. Natürlich geht es für alle Beteiligten eng zu aber Sie lassen bewußt die Schuld an der Situation beim Autoverkehr. Das halte ich für falsch.
    Die Jahnallee ist jetzt schon vierspurig, ob da Autos parken oder nicht. Und an der Situation wird sich nichts ändern. Autos werden parken, Autos werden nicht schneller als 30 km pro Stunde fahren können.
    Wie gesagt, denke Sie lieber über mach-und baubare Alternativen nach anstatt die Situation durch Überspitzung anzuheizen.

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    • Darüber dass die jetzt „verordnete“ Lösung völlig kontraproduktiv ist, besteht doch ein sehr breiter Konsens. Aber Sie haben absolut recht: jetzt muss die innere Jahnallee sehr schnell komplett neu gedacht werden.

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  4. Unsere Radfahrer könnten an einem Verkehrsunterricht teilnehmen und somit die grundlegenden Verkehrsregeln lernen. Ein Großteil kennt diese nicht! Als Fußgänger muss man sich schon entschuldigen, wenn man auf dem Fußweg unterwegs ist. Als Autofahrer muss man immer mit einem Radfahrer rechnen der angedüst kommt, gern auch mal aus der falschen Richtung, die andern passen ja auf. Die Radfahrer haben mittlerweile einen Freibrief.
    Das sollte geändert werden.
    In den Schulen gab es mal Verkehrserziehung, war das so falsch?

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    • Es geht nicht darum, die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer gegeneinander auszuspielen. Die Interessen der Fußgänger sind in der aktuellen Diskussion allerdings tatsächlich zu wenig berücksichtigt und müssen stärker gehört werden.

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      • Leider stelle ich fest, dass das nicht stimmt, Herr Wildermuth,
        gerade der ADFC spielt die anderen Verkehrsteilnehmer aus, in dem er den Radfahrern einen Freibrief erteilt.
        Auch die Diskussion um die Jahnallee wird fokussiert auf den Radverkehr geführt.
        Der arme, vernachlässigte Radverkehr. Dass dieser Radverkehr mittlerweile eine gewisse Gefährdung für den übrigen Verkehr, einschließlich ÖPNV darstellt, weil er ungeregelt und ungeordnet stattfindet, wird geflissentlich von denen übersehen, die ihren Hass auf das Auto mit dem Fahrrad ausleben.
        Ich sage nicht, dass der Radverkehr ein Störfaktor ist. Aber gemessen an der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Transportaufkommen, hat er gar keinen Anteil, glaubt aber, dass Non-plus-Ultra in dieser Stadt zu sein. Das ist er definitiv nicht! Und auch die Fußgänger werden nicht vernachlässigt, weder in der Innenstadt noch in der Jahnallee, noch sonst wo, Dass es in der Stadt durch Zuzug und aber erhöhter Bautätigkeit enger wird, ist unbestritten aber dies durch Beschneidung und Verengung der Fahrbahnen zu erreichen, im übrigen den ÖPNV zu verlangsamen, ist ein verkehrspolitischer Wahnsinn.
        Und wenn ich überall alles zu betoniere dann eine Parole raus zu hauen, wie: „Unsere Stadt soll grüner werden!“, da weiß ich nicht, welche geistigen Tiefflieger da im Rathaus sitzen.
        In unserer Stadt regiert nicht nur der verkehrspolitische Geisterfahrer sondern noch andere Ungeister, die diese einst schöne Stadt in Grund und Boden zerstören.

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        • Das ist eine Diskussion die Sie mit dem ADFC führen müssen, lieber Herr Fischer.

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  5. Die Straßenverkehrsbehörde hat Recht. Im Grunde ändert sich nichts mit dem heutigen Zustand. Vielleicht sollte der Verein einen Tunnel für den Verkehr vorschlagen. Anders wird das Verkehrsproblem nicht zu lösen sein.

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    • Leider wird sich sehr viel verändern:
      – Der Verkehr auf der inneren Jahnallee wird stark zunehmen.
      – Die geplante Geschwindigkeitsreduzierung dürfte konterkariert werden. Bei 4 Autospuren dürfte sich kaum jemand an die Tempo 30 halten.
      – Es fällt ein ganz wichtiger Schutz für Fußgänger mit Kleinkindern auf den Gehwegen weg, die jetzt durch die nicht befahrene Spur (Parkplätze) von dem Verkehr abgeschottet werden.
      – Die Freiseitze der Gastronomen wären nun direkt neben einer vierfachen Autospur, auch hier fällt die Abschottung durch die Parkspur weg.
      – Ein Überqueren der Jahnalle dürfte, insbesondere für ältere Menschen und kleinere Kinder, unmöglich werden – zumal es bis auf die Ampeln an Leibniz und Lessingstrasse keine Querungshilfen gibt.
      – Die Sicherheit für Radfahrer dürfte nicht erhöht werden.
      Und: Es gibt sicher kreativere Lösungen als einen Tunnel (den sowieso niemand finanzieren kann).

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