Jüdische Musiker im Gewandhaus

Von Claudius Böhm

Zur Geschichte des Gewandhauses gehören jüdische Musiker. Der berühmteste, Felix Mendelssohn Bartholdy, trug als Gewandhauskapellmeister in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts europaweit zum guten Ruf des Gewandhauses bei. Einer seiner Nachfolger, Bruno Walter, erhielt als Jude im März 1933 Auftrittsverbot in Leipzig.

Die Situation jüdischer Musiker vor und nach 1933 soll vor allem am Beispiel des Konzertmeisters Leo Schwarz verdeutlicht werden: Leo Schwarz, 1890 in Galizien geboren, war Absolvent des Leipziger Konservatoriums. Nach Stationen u. a. in Meiningen, Dresden, Gotha und zwischenzeitlichem Kriegsdienst in der österreichischen Armee kam er 1925 ins Gewandhausorchester. Im April 1933 erfolgte seine Beurlaubung vom Orchesterdienst und im Mai 1934 die Versetzung in den Ruhestand. 1938 wurde Leo Schwarz im Zuge der Novemberpogrome verhaftet und zusammen mit 118 jüdischen Bürgern Leipzigs in das KZ Buchenwald deportiert. Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager konnte er im Dezember 1938 in die USA emigrieren, wo es ihm jedoch nicht gelang, einen ähnlichen Stand als Musiker zu erlangen wie in Leipzig. Mitte der fünfziger Jahre plante er, nach Deutschland zurückzukehren und sich in Hamburg, der Stadt seiner Kindheit, niederzulassen. Der Plan kam jedoch nicht zur Ausführung. Er starb am 4. Juni 1962 in New York.

Seit dem 4. Juni 2012, Schwarz’ 50. Todestag, trägt im Gewandhaus der Vorraum zum Mendelssohn-Saal den Namen „Leo-Schwarz-Foyer“.

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