Der Waldkauz – Vogel des Jahres 2017

Von Roland Klemm

Der Waldkauz ist ein Eulenvogel, in Deutschland eine von neun Arten dieser weltweit verbreiteten Ordnung. Einige Arten heißen Eulen, wie die Schleiereule und die Waldohreule, andere Käuze. In der zoologischen Systematik hat die Unterscheidung Eule – Kauz keine Bedeutung, wohl aber in der deutschen Sprache. Die Eule ist weiblich, der Kauz männlich. Dem Wort Eule werden daher eher schlanke Arten zugeordnet, als Kauz gelten breit und untersetzt wirkende Arten. Die Eule gilt als weise, der Kauz als komisch und Eigenbrötler…

Mit etwa 43.000 bis 75.000 besetzten Revieren ist der Waldkauz die häufigste Eule in Deutschland. In Sachsen wird bei relativer Konstanz über die vergangenen 40 Jahre von 1.800 bis 3.200 Brutpaaren ausgegangen. Der Waldkauz ist ganzjährig in unseren Breiten anzutreffen, so auch in unserem Viertel mit dem benachbarten Rosental. Er ist standorttreu und bevorzugt strukturreiche Laub- und Mischwälder, Parks und Friedhöfe. Da es nachtaktive Tiere sind, halten sich Sichtbeobachtungen in Grenzen. Am ehesten gelingt dies noch, wenn eine Höhle bekannt ist, welche als Tagesschlafplatz genutzt wird. So war dies einige Jahre ganz in unserer Nähe der Fall. Häufiger nimmt man Käuze jedoch durch deren Rufe wahr. Fast ganzjährig kann man den Kontaktruf „ku-witt“ in der Dämmerung hören. Dieser als „Komm mit“ umgedeutete Ruf brachte für diese Tiere sinnlose Verfolgung, weil sie angeblich den Tod eines nahen Menschen ankündigten, dem nur entronnen werden konnte, indem man eine tote Eule an das Scheunentor nagelte. Im Herbst sowie im Februar/März ist auch der etwas gruselig wirkende Balzruf „Huu-hu-huhuhuhuu“ zu vernehmen. In diesen Wochen bewusst darauf zu hören, ist sicher ein Erlebnis.

Im Foto sieht man oben links ein solches Gewölle, darunter einige Mäusekiefer und Knochen, die in einem schon aufgelösten Gewölle enthalten waren; Foto: Roland Klemm

Im Foto sieht man oben links ein solches Gewölle, darunter einige Mäusekiefer und Knochen, die in einem schon aufgelösten Gewölle enthalten waren; Foto: Roland Klemm

Der Waldkauz ist ca. 40 cm groß, hat eine Flügelspanne bis 1 m und wiegt ca. 500 g, wobei die Weibchen etwas schwerer sind. Sie können grau, braun oder rostrot erscheinen. Waldkäuze sind Jäger der Nacht und erbeuten Vögel und Säugetiere mit einer Größe bis wenig unter dem Eigengewicht. Über die Hälfte der Beute machen Feld- und Waldmäuse aus, aber auch Singvögel, wie Buchfinken und sogar größere Arten, wie Elstern und Eichelhäher, stehen auf dem Speisezettel. Das Nahrungsspektrum wird ergänzt durch Frösche, Kröten und Käfer. Eulen würgen unverdaute Reste ihrer Nahrung (Haare, Federn, Knochen) als sogenanntes Gewölle aus. Diese sind in ihrer Form artspezifisch und lassen Rückschluss auf die Beutetiere zu.

Eulen orten die Beutetiere in der Dunkelheit durch ihr Gehör. Große Ohrmuscheln, der Gesichtsschleier, der wie ein Schalltrichter wirkt sowie asymmetrisch im Schädel angeordnete Ohröffnungen machen die Beute hörbar und lokalisierbar. Die Asymmetrie ermöglicht es, ankommende Geräusche Millisekunden zeitversetzt zu hören und damit zu lokalisieren – welch ein Wunder der Schöpfung!

Der Waldkauz brütet schon früh im Jahr, beginnend Ende Februar. Naturhöhlen in Bäumen und Nistkästen sind die Hauptbrutplätze, es gibt aber auch Frei- (d.h. in Nestern) und Gebäudebrüter. Im Mittel werden 3,2 tischtennisballartige weiße Eier gelegt und 2,3 bis 2,9 Junge erfolgreich aufgezogen. Waldkäuze erreichen in der Natur ein Alter von neun bis zehn Jahren, in Gefangenschaft sind 25 Jahre mehrfach erreicht worden. Der Waldkauz wurde stellvertretend für alle Eulenarten zum Vogel des Jahres gewählt. Die Öffentlichkeit soll so auf den Erhalt alter Bäume mit Höhlen aufmerksam gemacht werden. Davon haben wir im Rosental zum Glück noch eine ganze Reihe. Es lohnt sich also, mal beim Spaziergang hoch zu schauen, vielleicht begegnet man ganz unerwartet dem Vogel des Jahres 2017.

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